Egal, ob mit oder ohne Schlagzeugunterricht:
Musik machen ist ein Hobby, das Dein Leben mit einer gehörigen Portion Spaß und Kreativität bereichert.
Es schenkt Abstand vom hektischen Alltagstrubel, indem es in eine ganz besondere Welt einlädt:
Die der Klänge, Melodien und Rhythmen.
Der heutige Artikel ist für Dich, wenn Du Dich dafür interessierst, wie Schlagzeugunterricht für Anfänger*innen aussehen könnte.
Falls Du noch Bedenken hast, ob Du Dich in dieser Form an die Drums trauen sollst, bist Du ebenfalls goldrichtig: Mögliche Ängste werden wir gemeinsam überwinden und erfahren, dass alles halb so wild ist.
Ich unterrichte seit knapp sieben Jahren Schlagzeug und Cajon, daher nutze ich meine während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen als Basis für diesen Text.
Verwende meine Ideen ebenfalls gerne, wenn Du das musikalische Universum zunächst ohne Unterstützung durch eine*n Lehrer*in betreten möchtest. :-)
Schlagzeugunterricht - der erste Schritt ist wichtig
Und denke daran:
Der erste Schritt ist der Schwerste. Ist dieser gemeistert, folgen die Nächsten in der Regel wie von selbst. :-)
Um meine Lerneinheit möglichst praxisnah darzustellen, möchte ich sie Dir an einem imaginären Schlagzeugschüler verdeutlichen. Darf ich vorstellen:
Jack
(Nur zufällig namentlich angelehnt an eines meiner Haustiere. ;-)
Endlich an den Drums mit Beispielschüler Jack
Jack ist 15 Jahre alt, Rechtshänder und möchte Schlagzeug lernen. Für zwei Jahre war er Sänger im Schulchor, weitere musikalische Erfahrungen konnte er bis dato nicht sammeln.
Mit seinen besten Kumpels in einer Band zu spielen fände er cool. Schlagzeugnoten sind ihm suspekt.
Sein bester Freund Max, fast 16, Linkshänder, gleicher Schulchor, ebenfalls angelehnt an eines meiner Mäuschen, wird nächste Woche eine Probestunde an der Cajon absolvieren.
1. Die Basics: Stick- und Sitzhaltung, Instrumente, Aufbau
Nach einer kurzen Begrüßung biete ich Jack ein Paar 5A Drumsticks an. Diese sind für den Anfang eine gute Wahl, da sie nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht sind. Wäre er jünger, würde ich ihn bitten, auch ein 7A Modell anzuspielen.
Anschließend wird er die Stöcke wählen, die für ihn optimal in der Hand liegen.
Und schon nimmt Jack hinter dem Schlagzeug Platz. Es ist noch auf die vorhergehende Schülerin eingestellt, daher muss er den Aufbau an seine Bedürfnisse anpassen. Dies verbinde ich am besten mit der Vorstellung der einzelnen Kitkomponenten. Davor jedoch erkläre ich meine bevorzugte Stick- sowie Sitzhaltung auf dem ebenfalls für ihn eingestellten Schlagzeughocker.
Eine Ausführung, wie er die Bassdrum am besten tritt, und wo der Unterschied zwischen unseren Basictechniken Heel-up und Heel-down liegen, hebe ich mir für später auf – jetzt wird getrommelt!
:-)
Jack spielt nun jedes Instrument am Schlagzeug an.
- Passend dazu gibt’s von mir dessen Bezeichnung sowie weiterführende Informationen, jetzt auch zur Basstechnik. Da hierzu keine Fragen aufkommen, stellen wir das Set gemeinsam ein.
- Aus Erfahrung weiß ich, dass ein unverhältnismäßig hoher Zeitaufwand für das Erklären dieser Basics zu diesem Zeitpunkt nicht lohnt.
- Schließlich wird die Stickhaltung fortwährend Thema sein, ebenso die verschiedenen Spieltechniken und deren musikalischer Einsatz.
Auch die Instrumentennamen prägen sich nach und nach ein. Außerdem wird Jack seine Drumsticks zukünftig nach eigenem Geschmack auswählen, wodurch ein grober Überblick meiner Meinung nach völlig ausreichend ist.
2. Schlagzeugunterricht nehmen und ersten Groove trommeln
Da ich wusste, dass Jack in einer Band spielen möchte, habe ich als primären Unterrichtsinhalt Drumgrooves gewählt. Je nachdem, wie das läuft, halte ich außerdem einfache Fills in der Hinterhand - und eine weitere Idee, die ich noch nicht verrate. ;-)
Mit Schlagzeugnoten arbeite in den ersten Unterrichtsstunden generell nicht, was Jack sichtlich freut. Als Musiker*innen setzen am besten wir auf unsere Ohren – klingt logisch, oder?
Über die Unterrichtsjahre habe ich mir ein Repertoire an Drumgrooves angeeignet, das für Anfänger leicht zu lernen und gleichermaßen wunderbar praxistauglich ist.
Auch Dich möchte ich an dieser Stelle nicht mit Noten konfrontieren. Daher schreibe ich die Instrumentennamen aus.
- Zunächst macht sich Jack jedoch mit der Unabhängigkeit seiner Gliedmaßen vertraut. Ich lasse ihn einige Takte lang die Bassdrum Heel-up treten, damit er ein Gefühl für diese meist noch ungewohnte Bewegung bekommt.
- Dazu halte ich ihn an, stets entspannt zu sein. Als geistige Übung hierfür nutzt er die Vorstellung, einen nach unten stehenden Nagel in den Boden zu treten.
- Da die Schwerkraft den Fuß automatisch Richtung Erde befördert, ist im Grunde genommen keine weitere Anstrengung seinerseits nötig.
- Funktioniert dies, wechselt er einen Bassdrumschlag mit einem von der linken Hand gespielten Snareschlag ab. Wir erhalten den Groove
Snare Snare
Bass Bass
Diesen Rhythmus wiederholt Jack nun so lange, bis er sich damit rundum wohlfühlt. Um herauszufinden, wie sicher er ist, bringe ich meine Skala ins Spiel:
Ordnet er sich auf der 1 ein, handelt es sich bei seinem Getrommle noch um eine reine Zitterpartie. Erreicht er die 10, beherrscht er den Groove im Schlaf. Die 8 zu knacken ist eines der Ziele für diese Unterrichtsstunde, was Jack nach wenigen Minuten gelingt. Yeah!
Ich freue mich mit dem Jugendlichen über dieses tolle Erfolgserlebnis. Jedoch ist unsere Zeit noch nicht vorbei, daher geht’s Schlag auf Schlag weiter. :-)
3. Beide Hände wechseln sich ab
Wünschenswert motiviert macht sich der imaginäre Schüler daran, seine nächste Schlagzeugübung zu spielen. Aufgabe ist nun, die Hi-Hat mit der rechten Hand in den gelernten Groove einzuarbeiten.
Ich spiele diesen Rhythmus gerne laaaaangsam vor:
Hi-Hat Hi-Hat
Snare
Bass
Obwohl Jack aufmerksam zuhört, verwechselt er die einzelnen Instrumente unglücklicherweise miteinander. Doch kein Problem!
Ich spiele den Takt erneut und noch langsamer vor, wobei ich gleichzeitig die Instrumentennamen spreche - schadet ja nicht. ;-)
Meiner Aufforderung, in den Drumgroove einzusteigen, folgt er. Nach und nach erarbeiten wir diesen, bis der Jungmusiker sicher alleine weitertrommelt.
Alternativ hätte ich zur Festigung dieses Unterrichtsstoffes auch meine musikalische Additionsmethode anwenden können.
4. Endlich Schlagzeugunterricht - ein Ziel eröffnet viele Wege
Der Blick auf meine Uhr verrät, dass das Anreißen von Fill-Ins keinen Sinn mehr ergeben würde.
Im Gegensatz zum für mich unverzichtbaren Stundenabschluss: Bandmäßig Musik machen!
Ich setze mich ans Klavier und erkläre Jack, was seine Aufgabe als Schlagzeuger in einer solchen Formation ist.
Seine letzte Übung für heute:
Einen der beiden gelernten Rhythmen aussuchen und damit mein noch unbekanntes Lied begleiten. Egal, was ich mache – weiterspielen. Er nickt und zählt ein …
Als er Alle meine Entchen schließlich erkennt, fangen wir beide an zu lachen ... ;-)
Kommunikation in und abseits der Musik - so wichtig!
Deine erste Schlagzeugunterrichtsstunde könnte wie beschrieben aussehen. Wobei dies eher unwahrscheinlich ist, denn:
Jede*r Schüler*in ist individuell, was folglich auch auf den Stundeninhalt zutrifft.
Wäre Jack nun nicht 15, sondern acht oder achtzig Jahre alt gewesen, hätte dies ebenso großen Einfluss auf meine Stundenvorbereitung gehabt.
Auch das Wissen, warum er gerne Schlagzeug lernen möchte, ist für mich als Lehrerin bei einer optimalen Planung Gold wert.
Schließlich kann ich so wunderbar auf den Schüler eingehen und ihm mit meinem Wissen dabei unterstützen, sein persönliches Ziel effizient zu erreichen.
Hat Jack hingegen keine konkreten Vorstellungen von seiner musikalischen Zukunft, liegt mein Fokus darauf, ihn auf seinem Weg zu einem kompetenten Allround-Drummer zu begleiten.
Was Du von Jack lernen kannst
Für Dich als Schlagzeug Anfänger*in bedeutet das, Deinen Lernerfolg stets aktiv mitgestalten zu können.
Sprich mit Deiner Lehrkraft über Deine musikalischen Wünsche. So sind wir in der Lage, sie gemeinsam mit Dir zu realisieren.
Solltest Du bereits mit Deinem Unterricht zufrieden sein und keine speziellen Anliegen haben, wirst Du das lernen, was für uns wesentlich ist. Doch auch das ist bei einer fähigen Lehrkraft wunderbar.
Unabhängig davon – das Gute ist, dass wir bei der Ausrichtung der Schlagzeugstunden jederzeit nachjustieren können und werden. :-)
Lernst Du ein Musikinstrument im Selbststudium, habe ich abschließend einen wichtigen Tipp für Dich:
Mach Dir Gedanken darüber, was Deine Ziele sind. Sind diese klar, kannst Du Dir die passenden Inhalte und Lehrmittel besorgen.
Nebenbei findest Du einen Anhaltspunkt, wo Du Deine Reise sinnvoll beginnen kannst. Dies ist bei der schieren Masse an Informationen nicht unwichtig, vor allem im Internet.
Wie geht's nach dem ersten Schlagzeugunterricht weiter?
Jacks erste Schlagzeugstunde war ein voller Erfolg. Sind seine Eltern damit einverstanden, wird er sich zum nächstmöglichen Zeitpunkt verbindlich anmelden.
Hätte der Jugendliche bemerkt, dass ihm Schlagzeug spielen doch keinen Spaß macht, war die Schnupperstunde ebenfalls eine gute Sache:
Schließlich wüsste er jetzt, womit er seine Freizeit nicht verbringen wird. ;-)
Bist Du auch am überlegen, ob Du Musikunterricht nehmen sollst?
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