Schlagzeug lernen ohne Schlagzeug: Geht das?

Ja, Du kannst ohne eigenes Schlagzeug Schlagzeug lernen.

Grundsätzlich.

Das weiß ich, weil das schon viele Schüler und Schülerinnen von mir gemacht haben.

Begonnen haben sie ohne eigenes Set.

Trommeln haben sie im Laufe der Zeit ALLE gelernt.

Gleichzeitig ist das aber nur die halbe Wahrheit.

Denn:

Schlagzeug spielen lernst Du, indem Du auf einem echten Schlagzeug spielst.

Egal, ob es sich dabei um ein akustisches Set oder E-Drums handelt.

Das soll Dich aber nicht entmutigen.

Im Gegenteil!

Denn:

Hast Du

• einen Körper?
• Luft um Dich herum?
• zwei Stifte zur Hand?

Dann kannst Du noch heute ohne eigenes Schlagzeug Musik machen.

Rhythmus ist nämlich nicht an ein Instrument gebunden.

Überzeuge Dich gerne selbst davon und probiere dazu die folgenden 7 Ideen aus.

Die ersten vier von ihnen sind praktisch kostenlos, wenn Du Stifte, ein Kissen oder einen Tisch zur Hand hast.

Im Gegensatz dazu kommst Du mit den letzten drei Ideen einem eigenen Schlagzeug schon sehr nahe.

Lass Dich überraschen. :-)

Bodypercussion oder das Musizieren mit dem Körper kannst Du überall machen.

Möglich ist zum Beispiel,

• im Takt zu einem Lied Deiner Wahl mitzuklatschen,
• tiefe Töne zu stampfen und hohe Töne auf Deinen Oberschenkeln zu patschen
• oder verschiedene Rhythmen zu schnipsen.

Natürlich ersetzen die Körperklänge kein echtes Schlagzeug.

Klar.

Trotzdem bist Du dank ihnen dazu in der Lage, noch heute rhythmisch aktiv zu werden.

Tipp:

Suche Dir als Einstieg ins Thema Bodypercussion ein bekanntes Lied aus, zu dem Du klatschen oder stampfen möchtest.

„We Will Rock You“ von Queen bietet sich dazu wunderbar an.

Es erfüllt nämlich drei essenzielle Kriterien für den Start:

• Du kennst es mit großer Wahrscheinlichkeit.
• Das Tempo des Lieds ist nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam.
• Der Rhythmus der Musik bleibt gleich. Dadurch kannst Du einfacher dazu spielen.

Am Schlagzeug hörst Du bei We Will Rock You übrigens zwei tiefe Töne und dann einen hohen Ton.

Diesen Beat spielst Du mit Deinem Körper, indem Du zweimal stampfst und dann einmal klatschst.

Air-Drumming kennst Du vielleicht auch aus Filmen:

Jemand hört einen Schlagzeug Rhythmus und ist so begeistert davon, dass kurzerhand in der Luft mitgetrommelt wird.

Das mag vielleicht seltsam aussehen, aber grundsätzlich ist das eine super Idee.

Schließlich trainierst Du beim Air-Drumming nicht nur

• Deine Koordination,
• die Hand-Fuß-Unabhängigkeit
• und Deine Kreativität.

Du förderst auch Deine musikalische Vorstellungskraft und kannst Bewegungsabläufe vorbereiten.

Diese wirst Du später in ähnlicher Form am echten Schlagzeug gebrauchen können.

Air-Drumming ist daher mehr als nur ein Gag aus Filmen:

Es kann Dir dabei helfen, auch ohne eigenes Schlagzeug Schlagzeug zu lernen.

Meine Mutter meint, dass ich schon als kleines Kind auf diversen Gegenständen herumgetrommelt hätte.

Erinnern kann ich mich daran zwar nicht mehr.

Eine Sache weiß ich aber noch ganz genau:

Bevor ich mein erstes, richtiges Schlagzeug hatte, habe ich mir aus Transportkisten für den Recycling-Hof ein provisorisches Kit zusammengestellt.

Und meine Drumsticks?

Das waren Stifte.

Diese Idee kannst Du auch ausprobieren:

Schnapp Dir zwei Stifte und spiele Rhythmen auf verschiedenen Oberflächen oder Gegenständen.

Achte hierbei natürlich darauf, dass nichts kaputtgehen kann.

Außerdem gilt das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme.

Sprich:

Idealerweise trommelst Du so, dass sich niemand davon gestört fühlt.

Mit der nächsten Idee ist das noch einfacher möglich.

Kissen sind bequem und schön anzusehen.

Gleichzeitig können sie Dir dabei helfen, Schlagzeug ohne Schlagzeug zu lernen.

Wie das?

Ganz einfach:

Du kannst darauf verschiedene Rhythmen spielen.

Das Besondere ist, dass bei den meisten Kissen der sogenannte Rebound fehlt.

Rebound ist der „Rückprall“, den Du normalerweise beim Spielen mit Sticks auf Trommeln hast:

Der Stick kommt automatisch zu Dir zurück, sobald er auf das gespannte Schlagzeugfell trifft.

Diesen Rebound nutzt Du, um entspannt schneller Schlagzeug zu spielen.

Auf Kissen fehlt er jedoch.

Das ist aber nur auf den ersten Blick ein Nachteil.

Denn:

Wenn kein Rückprall da ist, musst Du Deine Muskeln beziehungsweise Dein Handgelenk aktiver einsetzen.

Du trainierst sie dadurch stärker.

Das ist auch der Grund, warum viele erfahrenere Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger hin und wieder auf einem Kissen üben.

Spätestens beim Spielen auf einem Kissen empfehle ich Dir jedoch, Dir ein Paar Drumsticks zu kaufen.

Mit Stiften kannst Du zwar auch darauf trommeln.

Deutlich mehr Spaß macht es aber mit Sticks.

Für erwachsene Anfänger und Anfängerinnen empfehle ich die 5A Sticks von Vic Firth* (*Werbung).

Sie sind aufgrund ihrer guten Balance perfekt für den Einstieg geeignet.

Als weitere Alternative zum Schlagzeug oder zu E-Drums bietet sich auch ein sogenanntes Practice Pad an.

Es ist eigentlich zum Üben von Technik oder Rudiments wie etwa den Single Paradiddle gedacht.

Gleichzeitig spricht nichts dagegen, ein Pad einfach umzufunktionieren.

Es gibt seit einiger Zeit sogar ganze Practice-Pad-Sets zu kaufen.

Ich hab mir vor einigen Jahren zum Beispiel das Go Anywhere Kit von DW besorgt.

Genutzt habe ich davon meist aber nur ein einzelnes Pad.

Das reicht für den Start am Schlagzeug meiner Meinung nach auch voll aus.

Wenn es Dich interessiert:

Das Evans RealFeel Übungspad* (*Werbung) empfehle ich immer wieder gerne.

Darauf kannst Du wunderbar Handsätze üben und an Deinem Rhythmusgefühl feilen.

Guter Schlagzeugunterricht ist eine Investition fürs Leben.

Du lernst dabei einfach gesagt alles, was Dir das Musizieren leicht macht.

Von professionellem Unterricht hast Du also Jahre oder sogar Jahrzehnte etwas.

Besitzt Du (noch) kein eigenes Schlagzeug, profitierst Du sogar doppelt.

Schließlich wirst Du während des Unterrichts auf dem vorhandenen Set spielen können.

Wenn Du ohne eigenes Schlagzeug Schlagzeug lernen möchtest, ist das ein riesiger Pluspunkt.

Doch Achtung:

Manche Lehrkräfte setzen ein eigenes Set für die Teilnahme am Unterricht voraus.

Frage daher am besten vorab nach, ob das bei Dir der Fall ist.

Und wenn wir schon beim Thema professioneller Unterricht sind:

Schlagzeugunterricht buchst Du bei lokalen Musikschulen normalerweise in vorab vereinbarten Einheiten.

Das sind je nach einfacher Vertragslaufzeit zum Beispiel 19 Unterrichtseinheiten à 30 Minuten pro Woche.

Diese fixen Unterrichtsstunden verteilen sich normalerweise über fünf bis sechs Monate oder ein Schuljahreshalbjahr.

In den Schulferien sind Musikschulen in der Regel geschlossen.

Viele glauben dennoch, dass sie auch die unterrichtsfreie Ferienzeit bezahlen müssen.

Das stimmt aber nicht.

Tatsächlich bezahlst Du nur die gemeinsam vereinbarten Unterrichtsstunden in gleichbleibenden, monatlichen Raten.

Gefällt Dir diese „Ratenzahlung“ nicht, kannst Du in den meisten Musikschulen daher auch Gutscheine über eine bestimmte Anzahl an Unterrichtsstunden kaufen.

Das bietet sich vor allem dann an, wenn Du erst einmal in professionellen Schlagzeugunterricht hineinschnuppern möchtest.

Auch für Leute, die wegen der Arbeit oder privaten Verpflichtungen nicht regelmäßig im Unterricht sein können, sind die noch flexibleren Gutscheinstunden interessant.

Beachte jedoch:

Gutscheinstunden sind zwar beliebt und recht weit verbreitet, aber werden trotzdem nicht überall angeboten.

Nachfragen lohnt sich also auch hier.

In vielen Großstädten wie München oder Berlin gibt es sogenannte Proberaumkomplexe.

Das sind Einrichtungen, in denen Du Dich stunden- oder tageweise in einen Proberaum einmieten kannst.

Magst oder kannst Du Dir selbst kein eigenes Schlagzeug kaufen, ist das eine extrem praktische Sache:

• Du buchst den Proberaum (online),
• bezahlst die Miete für Deine reservierte Zeit
• und hast planbar Zugang zum Drumset im Raum.

Klasse, oder?

Außerdem kannst Du nach Bandhäusern suchen, die es auch in vielen kleineren Städten gibt.

Weitere Alternativen zum heimischen Proberaum findest Du noch in diesem Ratgeber, den ich vor einiger Zeit auf meinem Blog veröffentlicht habe.